Weihnachtsbaum Ernte

Wir führen am Samstag auf der Autobahn von Chemnitz in Richtung Gera. Am Rabensteiner Wald trauten wir unseren Augen nicht. Dort standen hunderte von Autos am Waldrand und immer wieder sahen wir Menschen mit Tannenbäumen aus dem Wald kommen. Es handelte sich um eine regelrechte Völkerwanderung, denn es war Weihnachtsbaum Ernte ausgeschrieben. Kurz vor dem 2. Advent wurden Fichten , Blaufichten und Kiefern aus den Wald geschleppt, auf den Dächern der Autos verzurrt und ins heimische Haus gefahren. Unglaublich dieser alljährliche Baummord, für ein romatisches Weihnachtsfest mit künstlichen LED Lämpchen werden unsäglich viele Weihnachtsbäume ihr Leben lassen müssen. Um dann pünktlich zum 6. Januar am Strassenrand für die Müllabfuhr bereit zu stehen. Laut Zeitungsartikel in der Freien Presse war zu entnehmen, dass an diesem besagten Samstag mehr als 700 Bäume ihr Leben lassen mussten! Ja und dies ist erst der Anfang, denn bis Weihnachten ist es noch eine gute Weile hin.

Das Weihnachtsland erwacht

Mittwoch, der 26.11.2014. Noch 28 Tage bis Heilig Abend, zum ersten Advent sind noch 4 Tage.

Zwischen Totensonntag und dem ersten Advent kann man im Erzgebirge erleben wie eine alte Bergmannstradition in den Häusern auflebt: Der Schwibbogen. Tag für Tag werden nach Einbruch der Dunkelheit immer mehr Fenster von den Exemplarer dieser regionalen Volkskunst erleuchtet. Das Weihnachtsland erwacht langsam und sehr bald wird es seinen vollen Lichterglanz entfaltet haben.

Heute eine kleine Pause.

Heute ist Dienstag, der 25.11.2014. Bis Heilig Abend sind es noch 29 Tage, in 5 Tagen ist der erste Advent.

Wir gönnen uns heute eine Pause. Zum Einen hat uns die gestrige Weihnachtsmann-Inszenierung im Einkaufszentrum mental doch ziemlich geschlaucht und zum Anderen gäbe es heute nichts zu tun als erneut Geschäfte und Einkaufszentren zu besuchen – im November ist das Weihnachtsfest offensichtlich nur in den Konsumtempeln existent. Davon haben wir aber erstmal genug, siehe oben.

Das wird sich erst am Sonntag ändern – dann steigt auch die Kirche mit ein. Vielleicht sollten wir also vorher dort auch mal vorbeischauen und in Erfahrung bringen, was eigentlich die Christen so kurz vor Beginn der Weihnachtszeit treiben – schließlich ist es ihr Fest.

Eine kleine Tragödie

Vor meinen Augen spielte sich während der Weihnachtsmann-Ankunft im Chemnitz Center eine kleine Tragödie ab. Eine Mutter kam mit ihrer kleinen Tochter angelaufen. Die Kleine wehrte sich und wollte zurück in Richtung Weihnachtsmann. Die Mutter begann zu schimpfen und versuchte der Kleinen zu erklären, dass zu viele Leute bei dem Weihnachtsmann stehen und sie kein Durchkommen sieht. Dem Mädchen liefen nun dicke Tränen über die Wangen, schluchzend meinte sie zur Mutter: „Aber der Weihnachtsmann hat doch meine Geschenke dabei, ich war artig und bekomme auch welche!“

Die Mutter versuchte nun wieder das Kind zu beruhigen und erklärte, dass der Weihnachtsmann heute nur gekommen ist um sich zu zeigen. Er würde gleich wieder in seine Werkstatt fahren um an den Geschenken zu basteln. Denn der heilige Abend ist erst in vier Wochen. Bis dahin solle die kleine Maus dem Weihnachtsmann noch etwas malen. Das Mädchen liess sich nicht wirklich beruhigen, sie war überzeugt davon, dass der Weihnachtsmann ihre Geschenke wieder mitnehmen würde wenn sie jetzt nicht zu ihm gehen würde. Also versuchte sie noch einmal in Richtung des Weihnachtsmanns zu gehen. Nun wurde es der Mutter zu bunt: Sie nahm die Kleine auf den Arm und verschwand im Menschengewühl.

Warum tut sich eine Mutter sowas an? Sie weiss doch, dass der Weihnachtsmann erst in einem Monat erscheint! Diese Tragödie hätte sie sich durch simples Nichterscheinen sparen können, es hätte die Nerven beider geschont. Für mich steht fest: Die Verkaufspsychologie in der Weihnachtszeit kann für kleine Menschen auch grausam sein. Dabei geht es doch nur um Konsum, die Gefühle der Kinder werden völlig außer Acht gelassen. Dabei ist dieses Fest doch in der Hauptsache DAS Fest für die Kinder.

Ihr Käuferlein, kommet!

Die Ankunft des Weihnachtsmannes auf den 24.11. vorzuverlegen hat für das Chemnitz Center nur einen einzigen Grund: Möglichst viele Menschen, bevorzugt Familien mit Kindern, anzulocken um ihnen möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Als wir gegen 16:30 Uhr das Einkaufszentrum erreichen, eine halbe Stunde vor der Ankunft des Weihnachtsmannes, sind die Lichter der Weihnachtsdekoration noch dunkel und die Verkaufsstände des „Weihnachtsmarktes“ mit Brettern verrammelt. Man kann aber durch die Schlitze sehen, dass in allen Bretterbuden Licht brennt und hier und da riecht es verdächtig nach Leckereien und Gebrutzeltem.

Um 17 Uhr kommt der Weihnachtsmann in seinem Schlitten und betritt die Bühne, vor der bereits der Teufel los ist: Familien mit Kindern drängen sich dicht an dicht. Der Weihnachtsmann eröffnet jetzt feierlich die Weihnachtszeit, die Lichter der Weihnachtsdekoration wird jetzt im ganzen Einkaufszentrum eingeschaltet. Es ist Weihnachten! Während der Weihnachtsmann nun auf seinem Thron Platz nimmt um den wartenden Kindern ihre Wünsche abzunehmen und sie dafür mit einem Bonbon zu belohnen, regt sich Leben an den Verkaufsständen. Überall werden hektisch die Bretter abgenommen, der Weihnachtsmarkt ist eröffnet, jetzt muss der Rubel rollen. Passend dazu erschallen jetzt aus allen Lautsprechern des Chemnitz Centers die ewig gleichen, altbekannten Weihnachtssongs.

Welch genialer Plan des Centermanagements: Die „Ankunft des Weihnachtsmannes“ soll Menschen anlocken, sie sollen durch den Weihnachtsmann und die Lichtshow so emotionalisiert werden, dass sie gar nicht anders können als den nächsten Glühweinstand oder die nächste Fressbude anzusteuern. Und es wirkt, der Plan geht voll auf. Sofort bilden sich an vielen Verkaufsständen Schlangen, jeder scheint jetzt das Bedürfnis zu verspüren, Weihnachten auch schmecken zu müssen.

Das Portemonaie sitzt jetzt ganz locker. Welch ein genialer Coup um den Konsum anzukurbeln – man muss dazu nur den Weihnachtsmann kommen und ihn den Weihnachtsmarkt eröffnen lassen, auch wenn erst der 24.11. ist. Vom Weihnachtsmann zum Konsumieren angelockt: Ihr Käuferlein, kommet!

Kurz dem faulen Zauber erlegen

Auch wenn heute erst der 24. November ist, die Inszenierung ist perfekt: Der Weihnachtsmann kommt in einem Pferde-Schlitten und wird von zwei blonden Engeln begleitet. Für einen kurzen Moment erliegt man doch tatsächlich dem Zauber, der mit seinem Erscheinen einhergeht. Erinnerungen aus der Kindheit? Jetzt nur nicht sentimental werden!

Bei genauerem Hinsehen wird schnell klar: Der Bart ist nicht echt, es kann sich also nur um ein Double handeln. Es wäre auch wirklich verwunderlich gewesen wenn der echte Weihnachtsmann einen Monat zu früh käme. Wieviele Weihnachtsmänner werden wir wohl noch kommen sehen bis Heilig Abend – in 30 Tagen?

24.11. – heute kommt der Weihnachtsmann

Ja, heute ist Montag, der 24.11.2014.  Bis Heilig Abend sind es noch 30 Tage, in 6 Tagen ist der erste Advent, und es handelt sich nicht um einen Scherz: Heute kommt der Weihnachtsmann und zwar um 17 Uhr in das Chemnitz Center – um den dortigen Weihnachtsmarkt zu eröffnen. Und das wollen wir uns nicht entgehen lassen, wollen wir doch sehen ob es tatsächlich Eltern gibt, die ihren Kinder das antun wollen.

Die Ruhe vor dem Sturm in Annaberg-Buchholz

Die ganze Stadt ein Weihnachtsberg, so das Motto des Annaberger Weihnachtsmarkts, dem Epizentrum des Weihnachtslandes Erzgebirge. Dies ist der zentrale Ort, der demnächst von Bussen aus ganz Europa angesteuert werden wird. Manche – nicht nur Einheimische – behaupten, es sei der schönste Weihnachtsmarkt Deutschlands und als „zugezogener Wessi“ muss auch ich zugeben: Die Atmossphäre, geprägt von einer einzigartigen Mischung aus christlicher Religion und erzgebirgischer Tradition, ist schon etwas Besonderes,  speziell wenn Schnee liegt (was hier nicht selten der Fall ist) und obendrein ein wütender Wintersturm die vielen Touristen verjagt hat . Danke „Orkan Xaver“ für diesen einen märchenhaften Abend im Dezember 2013 😉

Von Schnee heute zwar keine Spur aber der Weihnachtsmarkt ist ja auch noch nicht eröffnet – das findet am Freitag vor dem ersten Advent statt.  Bis dahin werden viele fleißige Elfen und Wichtel vier lange Wochen damit beschäftigt gewesen sein, die viele Buden und Stände aufzubauen, kilometerweise Kabel zu verlegen um die Stadt in eben jenen schillernden Weihnachtsberg zu verwandeln. Einzig die Figuren der Weihnachtspyramide fehlen noch. Die werden hier – so wie es sich gehört – erst nach dem Totensonntag angebracht. Sie werden rechtzeitig in feierlichem Glanz erstrahlen wenn der Weihnachtsmarkt mit dem Anschieben der Pyramide am 28.11. eröffnet wird.

Annaberg ist bereit für die Weihnachtszeit und deshalb scheint es als ob die Stadt am Totensonntag noch einmal in sich geht und die Ruhe geniesst. Hier ist es die buchstäbliche Ruhe vor dem Sturm – einem Ansturm von Besuchern, der erst zur Bergparade am vierten Advent seinen Höhepunkt erreichen wird. Bis dahin werden Tonnen von Annaberger Christstollen, Wildschweinbratwurst und Griene Klitscher verschlungen und Hektoliter Vugelbeerpunsch getrunken – alles sehr lecker, durchweg zu empfehlen 🙂 Nur leider werden wir dieses Jahr wahrscheinlich nicht das „Glück“ eines heftigen Orkantiefs haben.

Still ruht der Marienberger Weihnachtsmarkt

Das Wetter war heute einfach herrlich und wir nutzten die Gelegenheit um den noch ruhenden Marienberger Weihnachtsmarkt aufzusuchen. Still und friedlich schlummert hier noch der Weihnachtsmarkt, so wie es sich für den Totensonntag gehört. Recht klein angelegt, obwohl noch massig Platz für weitere Weihnachtsbuden wäre. Uns scheint alles etwas trostlos und lieblos, aber das wird sich wohl kommendes Wochenende zum 1. Advent ändern. In der großen Bühne herrscht noch gähnende Leere, ab und an kommen ein paar Kinder um ihr etwas Leben ein zu hauchen. Der riesige Weihnachtsbaum und die übergroße Weihnachtspyramide stehen verlassen auf dem Platz und warten auf den großen Tag, bis sie im Lichterglanz erstrahlen. Wieviele Besucher werden sie wohl bewusst wahrnehmen? Einkaufswahn und Fresswahn stehen auf einem Markt schliesslich an erster Stelle!