Kein Totensonntag im Kurort Seiffen

Ok, ok, es war vielleicht nicht ganz fair nach Seiffen zu fahren. Immerhin ist im Kurort Seiffen das ganze Jahr Weihnachtszeit: Es ist der zentrale Ort der Spielzeugmacher, für seine Volkskunst weit über die Grenzen des Erzgebirges hinaus bekannt und nur hier gibt es Geschäfte mit eindeutigen Namen wie Weihnachtshaus, Adventshaus, Geschenkehaus und Schwibbogenhaus.

Dennoch ist heute Totensonntag und man sollte meinen in einer überwiegend protestantischen Region würden gewisse Regeln eingehalten. Dass man in Seiffen einen Feuchten darauf gibt merken wir schon als wir den gebührenpflichtigen Parkplatz ansteuern. Er ist voll besetzt.

Alle Spielzeug-Geschäfte und Volkskunst-Verkaufsstätten des kleinen Ortes haben heute geöffnet, in einer Schauwerkstatt wird sogar fleißig gearbeitet und an diversen Verkaufsständen werden die zahlreichen Gäste mit Roster, Glühwein und anderen gängigen Nährmitteln versorgt. Selbst der Bäcker hat geöffnet und bietet seinen erzgebirgischen Weihnachtsstollen an. Warum auch nicht, denn kauflustige Besucher hat das Örtchen auch heute mehr als genug. Hier rollt gerade ordentlich der Rubel. Aus der Tradition erzgebirgischer Spielzeugmacher ist offensichtlich ein Ort erwachsen, der sich dem hemmungslosen Konsum verschrieben hat.

Die Seiffener Verstorbenen bleiben an diesem Totensonntag ungeehrt und sie rächen sich mit eisigem Südwind, Nebel und Temperaturen um die 0°C. Na, wenigstens fühlt sich das schon mal weihnachtlich an – die Elfe hat sich deshalb auch gleich den ersten Glühwein der Saison gegönnt.

Ja, ist denn schon Weihnachten?

Dies wird sich so manch einer fragen, wenn er den Kurort Seiffen erreicht. Hier geht es das ganze Jahr um Weihnachten. Der ganze Ort ist ein großes Weihnachtswunderland. Die Weihnachtspyramide dreht sich das ganze Jahr, Schwibbögen brennen auch an lauen Sommerabenden. Wer also im Juli oder August schon ein Räuchermännel oder eine Weihnachtspyramide kaufen möchte, ist hier bestens aufgehoben. Allerdings sollte der Geldbeutel gut beladen sein, denn es gibt kaum etwas unter 50 Euro. Handmade im Erzgebirge hat seinen Preis, wer es nicht glaubt kann beim Schauschnitzen dabei sein. In Seiffen gibt es aber noch etwas ganz besonderes, jedes Jahr zum letzten Samstag im September wird der Weihnachtsmann geweckt!

Totensonntag: Ruhe vor dem Sturm?

Sonntag, der 23.11.2014, Totensonntag. Bis Heilig Abend sind es noch 31 Tage, in 7 Tagen ist der erste Advent.

Der Totensonntag ist ein besonderer Tag für die evangelische Christenheit, an diesem Tag soll den Verstorbenen gedacht werden. Deshalb ist der Totensonntag in allen deutschen Bundesländern besonders vom Staat geschützt. Am morgigen Tag darf dann „offiziell“ die Weihnachtszeit beginnen. Wir wollen heute herausfinden wie es im Erzgebirge mit dieser „Ruhe vor dem Sturm“ bestellt ist und werden dazu zwei Zentren des Weihnachtslands aufsuchen: Annaberg-Buchholz zum einen, den Kurort Seiffen zum anderen.

Gleichzeitig ist am Totensonntag die Wahrscheinlichkeit noch am größten, dass die Fenster der Häuser noch nicht von den tradionellen Schwibbögen erleuchtet werden. Diese „letzte Gelegenheit“ wollen wir nutzen um Orte wie Marienberg oder Annaberg-Buchholz nach Einbruch der Dunkelheit aus verschiedenen Blickwinkeln zu fotografieren. Kurz vor Weihnachten sollen dann Vergleichs-Aufnahmen aus den gleichen Blickwinkeln angefertigt werden – dann wird alles hell erleuchtet sein.

Weihnachtswahn weit vor Totensonntag

Früher, als Weihnachten noch nicht dem Konsum zum Opfer gefallen war, gab es eine feste Regel. Weihnachtsartikel wie Deko, Adventskalender, Weihnachtsmänner, Stollen und Co dürfen erst nach Totensonntag in Regalen, Fenstern und privat Haushalten Einzug halten. Diese kleine Regel soll die besinnliche Adventszeit einläuten und für Vorfreude auf Weihnachten sorgen.

Tja, aber leider ist dies in der heutigen Zeit komplett abhanden gekommen. Die Adventszeit wird künstlich verlängert um die Kunden schon weit vor dem Fest zum Kaufen anzuregen. Dass es nur um Konsum geht kann man daran sehen, dass in einigen Landstrichen Deutschlands heute zum 22.11.2014 die ersten Weihnachtsmärkte eröffnet wurden. Ja und der offizielle Weihnachtsbaum-Verkauf startete doch in der Tat schon am 15.11. 2014! Oh du schöne Weihnachtszeit….!

Fröhliche Käsezeit

Selbst ein bekannter Burgerbrater schreibt sich heute bereits Weihnachten auf die Fahne und wirbt mit “Merry Cheesemas” – einer fröhlichen Käsezeit. Weil sich aber das Warenangebot nur bedingt festlich gestalten lässt, preist er kurzerhand Santa und Claus an. Welch zwanghaft-kreative Namensgebung für zwei Frikadellenbrötchen in der Weihnachtszeit. Den Konsum kurbelt es alle mal an – meine Elfe bestellte sich gleich mal einen Santa, aber ohne Röstzwiebeln sondern mit echten. Für einen festlichen Rahmen beim Verspeisen der Weihnachtsbrötchen hat das Fastfood-Restaurant übrigens seine sonst goldenen gegen rot-weisse Papp-Kronen in Weihnachtsmützenoptik ausgetauscht.

Das schärfste Geschenk

Das schärfste Geschenk gibt es dieses Jahr in Form einer Brille.

Auf alle Brillengläser gibt es 50% Rabatt, na wie wäre es nun mit einem teuren Designer Gestell? Weihnachten darf man endlich wieder scharf sehen, um die teuren Geschenk auszupacken. Das ganze Jahr lief man halb blind durch die Gegend, aber jetzt endlich darf man sich das schärfste Geschenk auf die Nase setzen. Weihnachtszeit ist einfach herrlich!

Weihnachtliche Stimmung, aber bitte streng linear!

Samstag, der 22. Novermber, ein zwar kühler aber sehr sonniger Tag. Das Einkaufszentrum stört sich daran nicht, es ist schon fertig auf „weihnachtliche Stimmung“ getrimmt: Plastikgirlanden wurde im streng linearen Abstand aufgehängt, ebenso wurden auch die Verkausfbuden für den Weihnachtsmarkt aufgebaut. Es grenzt eigentlich an ein Wunder, dass diese noch nicht geöffnet haben – wie kann mann denn bitte Kapital so ungenutzt herumstehen lassen!?

DER Weihnachtsmann?

Er begegnet einem in der Weihnachtszeit alle paar Meter: DER Weihnachtsmann. Aber welcher ist denn nun der echte? Hier steht eine kleine Armee Weihnachtsmänner, bereit all die Wünsche zu befriedigen. Also zumindest jedenfalls die Wünsche ihrer Herstellers nach mehr „Bling Bling“ in der Tasche.  Diese Weihnachtsmänner kommen übrigens aus China – auch wenn man es ihnen nicht gleich ansieht.