Ok, ok, es war vielleicht nicht ganz fair nach Seiffen zu fahren. Immerhin ist im Kurort Seiffen das ganze Jahr Weihnachtszeit: Es ist der zentrale Ort der Spielzeugmacher, für seine Volkskunst weit über die Grenzen des Erzgebirges hinaus bekannt und nur hier gibt es Geschäfte mit eindeutigen Namen wie Weihnachtshaus, Adventshaus, Geschenkehaus und Schwibbogenhaus.
Dennoch ist heute Totensonntag und man sollte meinen in einer überwiegend protestantischen Region würden gewisse Regeln eingehalten. Dass man in Seiffen einen Feuchten darauf gibt merken wir schon als wir den gebührenpflichtigen Parkplatz ansteuern. Er ist voll besetzt.
Alle Spielzeug-Geschäfte und Volkskunst-Verkaufsstätten des kleinen Ortes haben heute geöffnet, in einer Schauwerkstatt wird sogar fleißig gearbeitet und an diversen Verkaufsständen werden die zahlreichen Gäste mit Roster, Glühwein und anderen gängigen Nährmitteln versorgt. Selbst der Bäcker hat geöffnet und bietet seinen erzgebirgischen Weihnachtsstollen an. Warum auch nicht, denn kauflustige Besucher hat das Örtchen auch heute mehr als genug. Hier rollt gerade ordentlich der Rubel. Aus der Tradition erzgebirgischer Spielzeugmacher ist offensichtlich ein Ort erwachsen, der sich dem hemmungslosen Konsum verschrieben hat.
Die Seiffener Verstorbenen bleiben an diesem Totensonntag ungeehrt und sie rächen sich mit eisigem Südwind, Nebel und Temperaturen um die 0°C. Na, wenigstens fühlt sich das schon mal weihnachtlich an – die Elfe hat sich deshalb auch gleich den ersten Glühwein der Saison gegönnt.